Dr. Radomsky Coaching

dvct zertifizierter Coach

Kürzlich ​ertappte ich mich dabei, wie ich mich völlig in eine Aufgabe verbissen hatte. Ich brütete schon seit Tagen über dem roten Faden für mein Buch, doch es war wie verhext. Entwurf auf Entwurf flogen in die Tonne. Mir war, als hätte ich einen Knoten im Hirn.

Kennst du das? Du kommst mit etwas Wichtigem einfach nicht voran?

Wenn Fokus sinnlos wird

Ich probierte​ meine üblichen Tricks - Mindmapping, Brainstorming, ein paar​ ​Minuten Meditation ... Weder Überschlafen noch Kreativtechniken brachten mich weiter.

Viele Menschen reagieren auf solche Situationen damit, dass sie sich noch mehr anstrengen. ​​Ich kenne das gut - genau so ​verhielt ich mich ja gerade auch.

Fokussierung, Ausdauer und Hartnäckigkeit sind ​nützlich, ​doch nur bis zu einem gewissen Grade. Wenn sie längere Zeit zu keinem ​Ergebnis führen, ​sollten wir etwas anderes tun. Doch ​w​as?

​Hast du schon von Barbara Oakley gehört?​ Die​ Lernspezialistin und ​Engineering-Professorin beschreibt in ihrem ​anregenden Online-Kurs ​"Mindshift" [1] den Unterschied zwischen fokussiertem und divergenten Denken. Beide Denkstile sind wichtig​, damit wir lernen und Probleme lösen ​können. Was ​unterscheidet sie​?

Wie löst du Probleme? Fokussiertes Denken versus divergentes Denken

​Fokussiertes  Denken

Beim fokussierten Denken bleiben wir beim Thema und aktivieren nur zusammengehörige Wissensinhalte.


Stell es dir vor wie ein Laserstrahl, der genau auf das zu lösende Problem scheint. 


​Fokussiertes Denken klappt ​besonders gut, wenn wir schon wissen, wie wir unser Problem lösen werden. Vielleicht ​haben wir ​schon einmal ein ​ähnliches Problem ​erfolgreich ​bewältigt oder besitzen eine ​Schritt-für-Schritt-Anleitung.


​​In d​en fokussierten ​mentalen Zustand ​können wir uns bewusst versetzen. Fällt das ​zuweilen ​schwer, ​helfen Selbstmangement-Methoden wie die Pomodoro-Technik​.

​divergentes  denken

Beim divergenten Denken dagegen lösen wir uns vom Problem, indem wir uns auf etwas völlig anderes ​einlassen.


Dadurch werden Stimmungen erzeugt, Emotionen geweckt, Erinnerungen und längst verschüttetes Wissen tauchen wieder auf.


​So aktivieren wir ​neuronale Netze​, die bisher ​​nicht mit unserem Problem ​verbunden waren.


Als Folge ​entstehen im Gehirn ​Verbindungen zwischen "Wissensbrocken" ganz verschiedene​r ​​Bereiche​, die di​r zu einer kreativen Problemlösung verhelfen.


​De​r divergente mentale Zustand ​lässt sich jedoch nicht ​erzwingen.

​Kommen wir mit fokussiertem Denken nicht mehr weiter, weil wir vor einem neuen oder komplexen Problem stehen​, ist divergentes Denken angesagt.

​Doch wie wechseln wir ​in diesen mentalen Zus​tand?

​​​​Raum für divergentes Denken

In meinem Fall ge​lang ​das eher zufällig. Michael überredete mich, eine ungewöhnliche Multimedia-Ausstellung zu besuchen​, was ihm nicht schwerfiel, ​weil ich van Gogh ​& Co mag. Mit meinem Buchprojekt kam ich ohnehin nicht weiter.

An einem bleiernen ​Freitagvormittag peitschten uns Windböen eisige Regenschauer ins Gesicht und zerrten an den kahlen Zweigen der Linden. Die Spitze des Fernsehturms hatte sich in Wolken versteckt.

In der Alten Münze angekommen, schaute ich mich skeptisch um. Der kahle Raum mit den Infotafeln an den Wänden glich eher einer ​stillgelegten Fabrikhalle als einem Museum. Immerhin wurden wir die nassen Jacken los und konnten uns aufwärmen.

Doch was wir im Nachbarraum erlebten, sprengte meine Vorstellungen von Museen und Kunst.

Eine ungewöhnliche Multimedia-Show [2] erweckte Werke bekannter und unbekannter Impressionisten und Expressionisten zum Leben​. Gemälde und wenige Zitate wurden an ​die Wände projiziert, untermalt von Musik. Der Blick schweifte zwischen Gemälden, zoomte auf Details, Pinselstriche, Farbtupfer ...

Plötzlich schien mir, Degas‘ Tänzerinnen würden gleich von der Wand herabschweben. Ich meinte sogar den Duft der Kirschblüten zu spüren. Magisch ...

Beschwingt von Farben, Formen und Klängen lag ​auch noch in der S-Bahn ein Lächeln auf​ unseren Lippen.

Am nächsten Morgen sah ich die Lösung meines Problems plötzlich klar vor vor mir. Da war er - der rote Faden für mein Buch. 

Und du? Liebe Leserin, lieber Leser, was machst du, wenn du mit einem Problem nicht weiter kommst? In welcher Situation hat dich divergentes Denken weitergebracht?

[1] Barbara Oakley, Terrence Sejnowski: Mindshift: Break Through Obstacles to Learning and Discover Your Hidden Potential (Online-Kurs, Englisch)

[2] ​Visions Alive: from Monet to Kandinsky (Austellung in Berlin)

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Christine Radomsky


Christine hat Physik studiert, später Computerprogramme für blitzschnelle Züge entwickelt und schließlich als Coach Menschen dabei unterstützt, berufliche Veränderungen zu meistern.

Seit sie Oma ist, engagiert sie sich immer mehr für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel auf dieser schönen, fragilen Erde.

Ihr Motto: Unterwegs von Ohnmacht zu AKTIVER HOFFNUNG. Für eine nachhaltige, gerechte und lebenswerte Welt.

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