Liebe Leserin, lieber Leser,
die Nachrichten drücken dir aufs Herz. Wohin du auch schaust, was du auch hörst - die verstörenden Bilder und Nachrichten kannst du nicht mehr fassen. Du versuchst, ruhig zu bleiben. Doch auf leisen Sohlen schleicht sich manchmal ein Gefühl von Panik an.
Uns beiden geht es auch so. Und vielen Milliarden Menschen in der Welt.
Der Alltag ist aus den Fugen geraten. Drastische Bewegungs- und Kontakteinschränkungen lähmen ganz Europa. Viele Menschen fürchten um ihre Arbeitsplätze.
Und zu Hause? Millionen Beschäftigte durften oder mussten ihre Arbeit jetzt zum ersten Mal ins Home Office verlagern. Das ist weniger entspannt als gedacht. Die Abläufe knirschen, die neuen digitalen Kooperationstools bereiten Kopfweh. Plötzlich vermisst du sogar den knurrigen Kollegen, der sonst am Schreibtisch gegenüber sitzt.
"Nebenbei" wollen Kinder bespielt oder unterrichtet werden. Viele Großeltern würden die jungen Familien gern unterstützen. Sie sehnen sich danach, ihre Enkel wieder in die Arme zu nehmen. Doch das geht gerade nicht, auch wenn Skype, WhatsApp oder Telefon etwas Trost bieten.
Die Eltern im Home-Office stemmen die doppelte Last. Zum ersten Mal im Leben spüren sie, was Erzieher:innen und Lehrkräfte zu normalen Zeiten in KITAs und Schulen leisten.
Wie zähmen wir anhaltende Angst und Dauerstress?
Sicher hast du deine eigenen Tricks, mit denen du stressige Situationen entschärfst. Mit lieben Menschen telefonieren oder chatten. Arbeiten, bis der Kopf raucht. Lesen. Unermüdlich Holz hacken wie unser Nachbar. Auf dem Balkon oder im Garten Sommerblumen säen. Ein heißes Lavendel-Bad nehmen ...
Also: Auspowern, entspannen oder ablenken - womit auch immer.
Zu unseren eigenen Favoriten gehören Joggen und Yoga. Danach schwingen Körper und Seele wieder in Einklang. Doch Entspannung geht auch schneller: Mit kleinen Auszeiten, in denen wir uns über den Atem beruhigen.
Ausprobieren? Wir laden dich zu einer kurzen Atem-Meditation ein. Du brauchst nur fünf Minuten. Schau oder hör dir das Video an einem ruhigen Ort an. Danach kann es gut sein, dass du dich etwas entspannter fühlst.
Wie reagieren wir, wenn uns Angst im Nacken sitzt?
Vermutlich sind auch dir in letzer Zeit diese drei Verhaltensweisen begegnet.
Schon mit kleinen Dingen können wir beitragen.
Einen einsamen Menschen anrufen und ihm zuhören. Der kranken Nachbarin Milch und Brot vom Supermarkt mitbringen. Dem Enkelkind per Audionachricht eine Geschichte vorlesen. Ein Buch beim lokalen Buchhändler oder beim Verlag bestellen statt bei Amazon. Wieder mal einen Brief schreiben. Danke sagen. Sicher fällt dir noch mehr ein.
Eine Nachbarin bringt sich und andere mit Farbtupfern zum Lächeln. Schon Mitte März hat sie knallbunte Ostereier in ihren Fliederbusch gehängt. Daran erfreuen sich auch die Pflegekräfte, Verkäuferinnen und Handwerker, die auf dem Weg zur Arbeit vorbeigehen.
Oder wir beteiligen uns an einem größeren Vorhaben.
Wie gut, dass es das Internet gibt. Denn online können wir uns schnell zu virtuellen Projekten vernetzen. Wie beim größten Hackathon der Welt.
Der größte Hackathon der Welt
Unlängst lief im Internet der WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung. Über 40.000 Menschen machten mit. Nicht nur Designer:innen oder Programmierer:innen, sondern auch pensionierte Lehrer:innen und Ehrenamtler.
Menschen aller Generationen und Berufsgruppen suchten in virtuellen Teams Lösungen - für eine der vielen Herausforderungen, die uns jetzt auf den Nägeln brennen. Sie fragten sich:
Entstanden sind großartige Projekte, die teilweise auch nach dem Hackathon-Wochenende weiterverfolgt werden.
Eines davon ist gemeinschaft.online - ein Onlineportal für Menschen, die Nachbarschaftshilfe brauchen.
128 Mitwirkende stellten das Portal in vier Tagen auf die Beine. Eine Hotline-Nummer mit 20 parallelen Leitungen verbindet jetzt Hilfesuchende mit 1,4 Millionen adressverifizierten Nutzern, die Hilfe beim Einkauf oder Gassi-Gehen mit dem Hund anbieten können.
Außerdem leihen die Aktivisten von Silbernetz einsamen Älteren ihr Ohr. Vierzehn Stunden am Tag unter einer bundesweiten 0800-Nummer.
Unglaublich, wie schnell und kreativ plötzlich Lösungen gefunden und umgesetzt werden. Und das in einem Land, in dem bisher oft Bedenkenträger das Sagen hatten. Das macht uns Hoffnung.
Wie wird die Welt in sechs Monaten oder sechs Jahren aussehen? Eins ist sicher: Nach der Corona-Krise wird nichts mehr so sein wie es war. Viele düstere Szenarien sind denkbar. Doch vielleicht erleben wir gerade die Geburtswehen einer besseren Welt?
Matthias Horx hat einen wunderbaren Artikel zur "Welt nach Corona" geschrieben, in dem er aus einer hypothetischen Zukunft im Herbst 2020 auf heute zurückschaut. So wünschen wir uns das.
Und hier noch einmal der Link zu unserer kleinen Auszeit.
Pass auf dich und deine Lieben auf.
Herzlichst
Christine und Michael Radomsky
Normalerweise neigen gerade lebenserfahrene Menschen in Krisenzeiten eher zu Pessimismus denn zu Optimismus. Umso motivierender ist dieser Artikel, der doch das Positive und Mutmachende in den Vordergrund rückt.
Vor 2020 galt das Arbeiten im Home-Office in Deutschland und Österreich noch als etwas, was für die meisten Unternehmen unvorstellbar war. Die seltsame Sippe der Remote Freelancer galt in den meisten Branchen als exotischer Haufen. Plötzlich stellen viele Unternehmen fest, dass ein aufrechter Betrieb doch gut möglich ist, ohne dass Angestellte täglich zur Arbeit stauen. Darin besteht für viele erwerbstätige Menschen eine Hoffnung auf danach.
Beste Grüße und bleiben Sie beide gesund
Patrick Jobst
Vielen Dank für Ihren wertschätzenden Kommentar, Herr Jobst. Es stimmt: Im Home Office arbeiten, digitale Kooperationstools nutzen – damit experimentieren jetzt Unternehmen und Beschäftigte, die unlängst noch „bei uns nicht machbar“ sagten. Für die Zeit nach der Krise hoffen wir wie Sie, dass wir alle etwas aus den Erfahrungen lernen. Dass (anteiliges) Home Office den Verkehr, Luftverschmutzung und Lärm reduziert, dass Menschen auch ohne ständige Anweisungen und engmaschige Kontrolle wertvolle Arbeit leisten, dass heute und in Zukunft ganz andere Führungskräfte gebraucht werden …
Beste Grüße nach Oberriedl und bleiben Sie gesund
Christine & Michael Radomsky