Welchen Sinn siehst Du in Deiner Arbeit?
Vor kurzem traf ich im Wald einen Mann im orangefarbenen Outfit der Berliner Stadtreinigung. Mit einem langen Stab sammelte er hier und da Bonbonpapier auf. Dabei pfiff er gut gelaunt vor sich hin. Ich blieb kurz stehen und wechselte ein paar Worte mit ihm. Mir fiel ein, dass ich den Mann kannte. Im Sommer hatte er jeden Morgen den Müll vom Waldsee-Strand entsorgt. Dort treffen sich kurz nach Sonnenaufgang die lokalen Schwimm-Fans. Ich sagte dem Mann in Orange, dass ich ihm dankbar für seine Arbeit bin. Er strahlte über das ganze Gesicht.
„Na ja, es ist doch wichtig, dass die Wälder sauber sind. Die Leute wollen sich dort schließlich wohlfühlen“, erwiderte er. Ich weiß nicht, ob der Mann in Orange jemals lange über den Sinn seiner Tätigkeit nachdenkt. Oder ob er seine Arbeit einfach anpackt. Und der Sinn sich dann von ganz allein einstellt.
Und Du – welchen Sinn siehst Du in Deiner Arbeit? Warst Du früher mit mehr Enthusiasmus dabei? Sehnst Du Dich nach Veränderung? Falls Du manchmal von einem neuen Job träumst: Schau doch erst mal genau auf den, den Du gerade hast.
Möchtest Du in Deiner Arbeit wieder mehr Sinn finden? Hier drei einfache Fragen, die Dir dabei helfen.
1. Wozu ist meine Arbeit gut?
Wozu ist gut, was Du täglich viele Stunden lang tust? Ist Deine Arbeit wirklich „nur“ ein Broterwerb? Was daran ist wichtig für eine große Sache oder für andere Menschen? Was daran ist wichtig für Dich? Der Mann in Orange hat darauf eine klare Antwort. Was antwortest Du?
2. Was hat mich früher an meiner Arbeit begeistert?
Kannst Du Dich noch an das Gefühl erinnern, mit dem Du damals Deine Tätigkeit begonnen hast? Erwartung, Interesse, etwas Aufregung… Was immer es war – es lohnt sich, dieses Gefühl aufzufrischen. Frage Dich, was Dich in den ersten Monaten oder Jahren begeistert hat. Welche interessanten neuen Dinge Du lernen konntest. Welche Verantwortung Dir gut getan hat. Wie sich die Zusammenarbeit mit sympathischen Kollegen angefühlt hat. Wieviel davon steckt auch heute noch in Deiner Arbeit? Oder meinst Du, dass die Routine dominiert? Dann ist es vielleicht Zeit, etwas Neues, Spannendes zu lernen. Was wolltest Du schon immer einmal lernen?
3. Welche Stärke kann ich öfter einsetzen?
Menschen bringen unterschiedliche Stärken in ihre Arbeit ein. Für den einen ist es die enge Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Ein zweiter fühlt sich gut, wenn er ein komplexes Projekt leiten kann. Ein dritter liebt die technische oder kreative Herausforderung. Wie ist das bei Dir – welche Stärke möchtest Du noch öfter einsetzen? Welche Gelegenheiten könntest Du dafür nutzen? Vielleicht spürst Du dann bei der Arbeit wieder öfter ein Lächeln auf den Lippen.
Sinn wird persönlich geschaffen
„Der Sinn haftet den Dingen nicht an. … Sinn ist etwas, was persönlich generiert wird“, heißt es in einem Interview zum Sinn in der Arbeit mit Professor Theo Wehner von der ETH Zürich.
Wie findest Du dieses Zitat von Hermann Hesse?
„Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind.“
Viel Freude bei Deiner ganz persönlichen Sinn-Suche! Wenn Du Deine Gedanken teilen möchtest, freue ich mich über einen Kommentar.