Dr. Radomsky Coaching

dvct zertifizierter Coach

Seit wann danken die Menschen einander? Stell Dir vor: Inmitten Deiner hungrigen Urmenschen-Sippe sitzt Du am Feuer. Du riechst den Rauch und den Duft des gerösteten Fleisches und haust die Zähne in die Mammutlende. Jemand reicht Dir ein großes Huflattich-Blatt, weil Dir der Bratensaft von den Händen tropft. Haben Menschen damals schon danke gesagt? Wir wissen es nicht.

Der Homo Sapiens und Dankbarkeit

Was hat unsere Urahnen zum Homo Sapiens gemacht? Der aufrechte Gang, mit dem sie weit über die Savanne spähen konnten? Die ersten Werkzeuge? Die Sprache? Die Zähmung des Feuers und das Kochen, das immer größer werdende Gehirne mit genügend Kalorien versorgt, wie der israelische Geschichtsprofessor Yuval Noah Harari schreibt? [1] 

Wir können es nur vermuten.

Ich glaube, dass auch die Fähigkeit, Dankbarkeit zu empfinden und auszudrücken, uns zum Menschen macht.

​Auf jeden Fall tönt sie unser Leben farbenfroh. Sie​ beeinflusst, wie zufrieden ​wir sind und wie gut wir uns mit anderen ​Menschen verbinden können.

In den letzten zehn Jahren ​entdeckten Wissenschaftler der Positiven Psychologie, wie sich Dankbarkeit auf Körper und Seele auswirkt:

Dankbarkeit federt Stress ab, lässt uns besser schlafen und kräftigt unsere psychische Gesundheit. ​Sogar schwer chronisch kranke Menschen ​haben weniger depressive Symptome, wenn sie zur Dankbarkeit neigen. [2]

Vielleicht sind manche Menschen aus Veranlagung oder sozialer Prägung dankbarer als andere. Gehörst Du zu ihnen? Falls nicht - mit kleinen Praktiken kann jeder von uns seine Dankbarkeit stärken.

​Mein Dankbarkeitstagebuch

Wenn ich merke, dass ich längere Zeit bedrückt bin, krame ich mein Dankbarkeitstagebuch heraus. Jeden Abend halte ich dann drei kleine oder große Dinge fest, für die ich dankbar bin. Schon nach wenigen Tagen merke ich, wie mein Stimmungsbarometer wieder deutlich nach oben zeigt.

​Nicht die Glücklichen sind dankbar. 

Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.

Francis Bacon

Es gibt Tage, die mich besonders daran erinnern. Wie der Tag der Deutschen Einheit. Nein, das ist kein Witz!

Aufgewachsen im Osten Deutschlands hatte ich auch vor der Wende viele Gründe für Dankbarkeit. Bildung, ein Dach über dem Kopf, einen lieben Mann, zwei aufgeweckte Kinder, eine Arbeit, die Spaß machte und mich forderte.

Freundliche Betreuung unserer Kinder in der Kita, Freunde, Bücher zum Nachdenken und Träumen. Campingurlaub am FKK-See in Mecklenburg, Wanderungen auf den Kalkbergen bei Jena mit ihren Silberdisteln und Hagebuttensträuchern und vieles mehr.

Als die Wende unerwartet mein Leben auf den Kopf stellte, war ich Mitte 30. Doch das ist eine andere Geschichte.

​Wofür ich heute dankbar bin

Und heute? Mir fällt so vieles ein, wofür ich dankbar bin:

  • für den Morgenlauf im Wald mit meinem Liebsten
  • für frische Gedanken und ein spannendes neues Projekt
  • für anregende Begegnungen mit Menschen - bei einem Kaffee oder im Internet
  • für den Besuch unseres Ältesten mit seinem Sohn
  • für den Lachs, der im Räucherofen auf der Terrasse brutzelt
  • für die whatsApp unseres Jüngsten, der gerade mit Freunden die Thüringer Heimat seiner Kindheit wiederentdeckt
  • für die Coaching-Klientin, die ihren Weg gefunden hat
  • dafür, selbstbestimmt zu tun, was mir Freude macht
  • dafür, dass ich in einem liebenswerten Land lebe - unvollkommen, aber das beste, das ich kenne.

Ich danke Dir, dass Du diese Zeilen gelesen hast. Und Du - wem oder wofür bist du heute dankbar?

Quellen: 

  1. Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit
  2. Sirois FM & Wood AM (2017Gratitude Uniquely Predicts Lower Depression in Chronic Illness Populations: A Longitudinal Study of Inflammatory Bowel Disease and Arthritis, Health Psychology, 36 (2), pp. 122-132. 

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Was uns hoffen lässt

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Christine Radomsky


Christine hat Physik studiert, später Software für pfeilschnelle Züge entwickelt und schließlich als Coach Menschen dabei unterstützt, berufliche Veränderungen zu meistern.

Seit sie Oma ist, engagiert sie sich immer mehr für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel auf dieser schönen, fragilen Erde.

Ihr Motto: Unterwegs von Ohnmacht zu aktiver Hoffnung - für eine lebenswerte, nachhaltige und gerechte Welt.

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  1. Hallo zusammen.
    Ach ja, der Sturm dieser Tage. Beinah ist er untergegangen in meinem stürmischen Alltag. Beinahe. Denn spätestens beim Lesen der hiesigen Kommentare habe ich innegehalten. Das Schlüsselwort war Kyrill. 2007. Dieser Tag war einer meiner schwarzesten Tage. Bei einer Routineuntersuchung wurde Brustkrebs bei mir diagnostiziert. Und nach der Untersuchung wurde ich ohne jedes Mit- und Feingefühl aus der Praxis auf die Straße entlassen. Dort tobte Kyrill. Und ja, ich habe mich in meiner Verzweiflung unter eine große schwankende Kastanie gekauert und gehofft, sie fiele augenblicklich auf mich und alles wäre vorbei. „Warum ich“ brülle ich in den tosenden Sturm.

    Ein Mensch unter dem Praxispersonal fing mich auf unter den ansonsten ignoranten Leuten. Kurz darauf hielt mich mein Mann in den Armen. Ebenso verzweifelt. Aber liebevoll. Gemeinsam kämpften wir meinen Kampf ums Überleben. Mit Erfolg: ich lebe! Bewusster und dankbarer denn je. Und die einfühlsame Praxissngestellte zählt zu den Menschen meines Lebens. Wie meine Familie und eine Hand voll Freunde und Wegbegleiter. Und immer wenn ein Sturm tobt, erinnere ich mich daran. In Dankbarkeit und Demut an das Leben. Und daran, was ein Mensch schaffen kann wenn er ganz fest an sich glaubt und von liebenden Menschen umgeben ist.
    Gerade jetzt musste ich mit 51 beruflich neu starten. Nach langer Suche gelang es mir einen Arbeitgeber zu finden. Die Arbeit ist gut, das Umfeld katastrophal. Und wieder einmal sagt meine innere Stimme: alles im Leben fügt sich. Du hast schon so viel geschafft. Auch das wird sich richten. Geduld, Zuversicht und Achtsamkeit sind dabei meine guten Begleiter. Und Dankbarkeit, ein gesundes, erfülltes Leben leben zu dürfen.
    Alles Gute!

    1. Liebe Sabine,
      Deine Geschichte hat mich berührt. Ich danke Dir sehr, dass Du sie mit uns teilst. Wunderbar, dass Du nach dem schwärzesten Tag Deines Lebens wieder aufgestanden bist – aus eigener Kraft und unterstützt von den Menschen Deines Lebens. Für Deine neue Arbeit drücke ich Dir die Daumen. Gute Arbeit, katastrophales Umfeld – was für eine Kombination. Ich wünsche Dir, dass Dich Deine Geduld, Zuversicht, Achtsamkeit und Dankbarkeit auch in Zukunft durch alle Stürme des Lebens begleiten.
      Herzlichst
      Christine

  2. Hallo Christine,
    bei uns hat es ganz schön geknackt und gekracht. Habe heute bei meinem morgendlichen Spaziergang um ein Dutzend uralter Bäume am Boden liegen gesehen. Eigentlich sollten sie uns Menschen um Längen überleben – aber auch sie werden von ihrem eigenen Erzeuger, der Natur, vor der Zeit ausgewählt und ausgelöscht. Einen Nachbar hat es fast erwischt – der Baum ist einen Meter vorm Hausdach auf den Zaum gefallen. War alles dramatischer als vor 10 Jahren der Orkan Kyrill – da habe ich mein Haus gebaut und am Tage hatten die Bauleute Estrich gelegt und die Fenster wegen des Trockenvorgangs offen gelassen – aber es ist überhaupt nichts passiert … kein Blatt im Haus, kein Fenster beschädigt und Bäume sind auch nicht zu Schaden gekommen.
    Ach ja: der umgefallene Kirschbaum (Säulenbaum) im Garten hat gerade seine Wiedergeburt gefeiert – wurde neu eingegraben und befestigt … alles ist im Kreislauf …
    Beste Grüße
    Wolfgang

    1. Hallo Wolfgang,
      nur gut, dass Du und Dein Nachbar knapp am Drama vorbei geschrammt seid. Das nenne ich Glück! Wie damals bei Deinem Hausbau und Kyrill.
      Ja, nach Sturm Xavier haben Du und ich wie viele Menschen im Norden und Osten Deutschlands viele Gründe zur Dankbarkeit.
      Sogar Dein Säulenbaum hat überlebt…
      Viele Grüße
      Christine

  3. Liebe Christine
    Vielen Dank für den wunderbaren Text. Dankbarkeit ist wirklich sehr wichtig und gut für die Seele. Hab einen schönen Tag und herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Beatrice

    1. Liebe Bea, ich freue mich, dass Du den Text magst. Übrigens gefällt mir Dein Foto und der Roosevelt-Spruch auf Deiner Website sehr: TU, WAS DU KANNST, MIT DEM, WAS DU HAST, GENAU DA, WO DU GERADE BIST. Genau! Herzliche Grüße nach Zürich Christine

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