Ein heißer Sommertag in den Bergen Korsikas. Die Zikaden zirpen, es duftet nach wildem Thymian. Der Schweiß rinnt in den Nacken. Michael und ich laufen den Fernwanderweg GR20. Alles was wir brauchen, tragen wir auf dem Rücken. Brot, Wasser, Spirituskocher, Kleidung, Zelt. Der Rucksack lastet schwer auf den Schultern. Ich fühle mich wie ein Packesel. Doch die Fernsicht entschädigt. Schritt für Schritt gehen wir – der Weg ist das Ziel. Für Stunden laufen wir allein. Ich fühle mich frei. Den Alltag loslassen fühlt sich gut an.
An einer Geröllhalde begegnet uns ein Wanderer. Der kräftige junge Mann ächzt bei jedem Schritt. Wir wechseln ein paar Worte. Heikos Rucksack wiegt fast 40 kg. Ich bin mit 15 kg unterwegs, Michael mit 19. Zwei Liter Wasser für jeden sind schon dabei. Beim Packen hatten wir jeden einzelnen Gegenstand gewogen. Nur das Nötigste kam mit. Was trägt Heiko? Ein zweites Paar Wanderschuhe. Drei dicke Wanderführer. Und jetzt bekommen wir große Augen: Fünf Einweckgläser mit Leberwurst von Oma. Die gute Selbstgemachte vom Schlachtfest. Er bereut jetzt, auf Oma gehört zu haben. Selbst, wenn er die Wurst aufisst – auf dem GR20 gibt es keine Mülleimer. Was wiegen fünf Einweckgläser aus Glas? Wir wünschen einander viel Glück auf den Weg. Nachdenklich laufen wir weiter Richtung Pass. Wie gut, dass wir uns beim Packen auf das Wesentliche beschränkt haben.
Geht es Dir auch manchmal so, dass Du zu viel Ballast ansammelst? Es passiert wie von allein. Ein Geschenk, das Du nicht magst. Zwei Pullover, die Du schon lange nicht mehr trägst. Bücher, die Du nicht noch einmal lesen wirst. Gewohnheiten, die nicht mehr zu Dir passen.
Hier drei Tipps, wie Du Deinen „Rucksack“ leichter machen kannst.
1. Eine Reise mit leichtem Gepäck
Wie wäre es, die nächste Urlaubsreise anders als gewohnt zu erleben? Vielleicht fährst Du ja gern Rad? In Deutschland gibt es Radwege für jeden Geschmack. Der Trick – organisier Dir die Reise selbst. Ohne Veranstalter, der Dir das Gepäck von A nach B fährt. Beim Packen setzen Dir die beiden Satteltaschen Grenzen. Du wirst staunen, wie wenig Du wirklich brauchst. Das jedoch ist wertvoll, weil wesentlich. Nebenbei schonst Du die Umwelt. Hier ein paar Impressionen von unserer Saale-Radtour vom letzten Jahr.
Wenn Radfahren für Dich nicht infrage kommt – vielleicht hast Du eine andere Idee für eine Reise mit leichtem Gepäck?
2. Dinge loslassen
Die Amseln singen – Zeit für den Frühjahrsputz. Wie wäre es, wenn Du diesmal auch Deinen Schreibtisch oder einen Schrank ausmüllst? Du behältst nur das, was Du wirklich nutzt. Plus ein paar Dinge, an denen Dein Herz hängt. Vielleicht sucht ja ein anderer genau das, was Du aussortierst. Also verkaufen oder verschenken. Eine Bekannte sammelt das ganze Jahr über in einer Keller-Kiste Überflüssiges. An einem Samstag im Mai mietet sie mit einer Freundin einen Flohmarkt-Stand. Die beiden haben sogar Spaß dabei. Was am Abend noch da ist, fliegt weg. Das fühlt sich sicher gut an. – Gerade erinnere ich mich daran, wieder zwei Bücher in die Buchklappe vor dem Supermarkt zu legen…
3. Alte Gewohnheiten loslassen
Viele Menschen nutzen die Fastenzeit, um sich auf Wesentliches zu besinnen. Auch wer nicht gläubig ist, verzichtet vielleicht eine Zeitlang ganz bewusst auf Fleisch oder Alkohol. Michael und ich sind keine Vegetarier, doch machen wir jeden Montag Basenfasten.
Dann essen wir nur bestimmte vegane Lebensmittel. Wir genießen das. Es erinnert uns immer wieder daran, dass unser reichlich gedeckter Tisch ein Luxus ist.
Menschen, die das Loslassen auf die Spitze treiben, heißen Minimalisten. Auf der Suche nach Freiheit und dem Wesentlichen versuchen sie, mit 100 Dingen auszukommen. 100 Dinge wären mir zuwenig. Der durchschnittliche Bundesbürger soll mehr als 10.000 Dinge besitzen. Wieviel Dinge brauchst Du, um Dich frei und wohl zu fühlen?
Selbstführung beginnt damit, sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Wie fühlt sich Abwerfen von Ballast für Dich an? Wie schaffst Du mehr Leichtigkeit in Deinem Leben?
Christine
P.S.: Selbstführung heißt auch, nein zu Dingen zu sagen, die Dir nicht gut tun. Der Wanderer mit der schweren Kraxe hat das nicht geschafft. Wie Du bestimmt und gleichzeitig freundlich nein sagen kannst, schreibe ich in einem späteren Blog-Beitrag.