Wann hast Du zuletzt etwas Neues gelernt?
Klar, unbewusst lernen wir täglich – mit jeder neuen Erfahrung, die wir machen. Doch Hand aufs Herz – wann hast Du das letzte Mal bewusst etwas Neues gelernt? Dich im Seminarraum oder online an einem Kurs beteiligt? Wann hast Du das letzte Mal ein Buch gelesen oder ein Musikstück einstudiert? Eine neue praktische Fähigkeit erlernt? Dich auf fremde Kulturen eingelassen?
Bei vielen Menschen fällt die Antwort mager aus. Während Kinder unentwegt spielend lernen, haben viele Erwachsene die Lust am Lernen längst verloren. Warum das so ist, hat vermutlich mit unserem Bildungssystem zu tun. Aber auch mit Deiner Selbstführung.
Was haben Erwachsene davon, lange nach Berufsabschluss noch zu lernen? Lernen wird doch meist mit Schule, Berufsausbildung oder Studium assoziiert. Und diese Phasen sind vielleicht auch bei Dir eine gefühlte Ewigkeit her.
Lebenslanges Lernen macht glücklich
Lernen kostet Energie. Warum sollten wir es trotzdem unser Leben lang tun?
Eine Antwort fällt Dir vermutlich sofort ein: Viele Menschen lernen mehr oder weniger freiwillig, um mit den raschen Veränderungen der Arbeitswelt mitzuhalten.
Noch wichtiger finde ich ein anderes Motiv, das in jedem Lebensalter Sinn macht: Lernen macht glücklich. Wie denn das? Vielleicht erinnerst Du Dich dunkel an eher dröge Lehrveranstaltungen?
Prof. Manfred Spitzer ist Professor für Psychiatrie in Ulm. Er erklärt, warum Lernen glücklich macht.
Neuigkeiten, die interessant und gut für uns sind, aktivieren tief im Hirn das Glückszentrum (Nucleus accumbens). Dort wird der Neurotransmitter Dopamin ausgeschüttet. Bei einem Erfolgserlebnis oder Sex funktioniert das übrigens ganz genau so. Wir fühlen uns gut – und wollen mehr davon.
Die BeLL-Studie („Benefits of Lifelong Learning“) in 10 europäischen Ländern kommt zu ähnlichen Ergebnissen:
„Fast alle Lernenden bemerkten positive Auswirkungen in ihrem unmittelbaren Umfeld, in Familie, am Arbeitsplatz und anderen sozialen Netzwerken. Lernen, so gaben mehr als 80 Prozent der Befragten in der Studie an, verbessere das allgemeine Wohlbefinden und sorge für mehr Zufriedenheit.“
Was mir am Lernen ganz besonders gefällt: Es erweitert meinen Möglichkeitsraum. Ich erobere mir neue Gedanken, Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten. Das hilft mir, noch mehr Sinn im Leben zu finden. Ich gestehe – ich bin ein „Lern-Junkie“. Von NLP für Trainer über Spanisch bis zu Daten-Visualisierung. Jeden Tag lerne ich wenigstens ein paar Minuten etwas Neues.
Lebenslanges Lernen – 3 Einwände und wie Du sie entschärfst
Vielleicht hast Du nun auch wieder Lust aufs Lernen bekommen. Da war doch mal was: Wolltest Du nicht seit langem Dein Englisch aufpolieren? Eine neue Programmiersprache oder Maltechnik ausprobieren? Oder Tai-Chi? Erfahren, wie Dein syrischer Nachbar „tickt“? Lernen, wie man einen Drachen baut?
Jetzt kommen drei Einwände ins Spiel, die Du vielleicht kennst.
1. Ich habe keine Zeit
2. Ich habe nicht genug Geld
3. Es gibt kein passendes Angebot in der Nähe
Wer jetzt einem dieser Einwände Glauben schenkt, verschiebt seinen zaghaften Lernwunsch auf später. Und irgendwann …. ist das Leben vorbei.
Keine Zeit? Wie lange hast Du gestern vor dem Fernseher verbracht? Oder im Internet gesurft? Was wäre, wenn Du Dir ab heute jeden Tag 10 Minuten fürs Lernen reservierst? Das ist doch bestimmt drin, oder?
Kein Geld? Gibt es in Deiner Nähe eine Volkshochsschule? Die VHS haben nicht nur konkurrenzlose Preise, sondern auch inspirierende Dozenten.
Kein passendes Angebot in der Nähe? Wie wäre es mit einem Online-Kurs? Schau doch mal bei Udemy vorbei. Spannende Themen findest Du auch auf den amerikanischen Lernplattformen edX oder Coursera.
Also – falls Du noch kein begeisterter Lerner bist, geh heute noch den ersten Schritt, um Dich ein bisschen glücklicher zu machen.
-> Such Dir einen passenden Kurs bei der VHS und melde Dich gleich an.
-> Oder krame Dein Englisch-Buch hervor und lies die erste Seite laut.
-> Oder rufe Deine Freundin an und verabrede Dich zum Drachenbauen…
Ich bin sicher, Dir fällt ein, was DU TUN kannst. Und dann mach es einfach. JETZT. Fang es an. Auf magische Weise wirst Du plötzlich Zeit für Neues in Deinem randvollen Alltag finden.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Erich Kästner
Übrigens kann Dich noch ein vierter Einwand daran hindern, Deine Lernwünsche zu erfüllen und Freude daran zu finden. Kennst Du die Stimme im Kopf, die hartnäckig flüstert „Das kann ich nicht“? Dazu erfährst du mehr in der zweiten Folge der Serie „Lebenslanges Lernen“.
Und Du – bist Du bereits ein lebenslanger Lerner? Was hast Du als letztes gelernt und wie war das für Dich? Welche Lernmöglichkeiten gefallen Dir am besten – Bücher, Reisen, Online-Kurse …? Bitte teile Deine Erfahrungen mit uns in einem Kommentar am Ende der Seite. Ich bin gespannt auf Deine Sicht.
Hallo, ich habe nach meiner (für mich anstrengenden) Ausbildung zum Mechatroniker auch erst mal gedacht, wozu ich überhaupt jetzt noch weiterlernen soll. Habe dann aber doch gemerkt, dass ich mit dem alten Wissen nicht weiterkomme und habe mich dann letztlich doch entschieden, auch weil mein Arbeitgeber sich an den Kosten beteiligt hat, 4 Jahre nach meiner Ausbildung meinen Meister auf der Meisterschule bei fain.de zu machen. Da die Weiterbildung auch noch berufsbegleitend war, habe ich fast 2 Jahre kaum noch Freizeit gehabt. War auch schon mal kurz davor sie abzubrechen. Aber Gott sei dank hab ich es durchgezogen… denn heute bin ich immer noch in dem Unternehmen, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe und bin für ein kleines Team von 4 Personen verantwortlich. Da haben sich die Mühen dann wirklich gelohnt.
Hallo Jens,
alle Achtung, dass Du die Meisterausbildung an der Meisterschule durchgezogen hast. Berufsbegleitend zwei Jahre lang dran bleiben und auf Freizeit verzichten ist schon eine starke Leistung. Ich gratuliere Dir, dass Du es geschafft hast und heute für ein Team verantwortlich bist. Alles Gute für Dich.
Christine
Hallo Tina,
Die Erfahrung, dass Lernen gut tut habe ich habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten in den letzten Jahren gemacht.
So habe ich mit Mitte 50 begonnen Gitarre zu spielen, obwohl ich keinerlei Erfahrungen hatte und zuvor fest davon überzeugt war „das kann ich nicht“.
Es war ein sehr schwieriger Start, obwohl meine Motivation hoch war. Meine Vorstellung war auf einer Segeltour an Deck abends ein paar Lieder zu spielen und diese Stimmung zu genießen. Ich hatte total unterschätzt, wie viel Zeit bis dahin zu investieren war. Meine Vision konnte ich also nicht umsetzen.
Trotzdem bin ich dabei geblieben.
Meine Frau hat mir einen Kurs geschenkt, ich habe regelmäßig geübt und siehe da, der Erfolg stellte sich ganz langsam ein. Irgendwann empfand ich die Klänge, Akkorde und später auch Melodien als Genuss ( für mich) , war richtig stolz. Mir war ja klar, dass aus mir kein perfekter Gitarrist werden würde. Aber gerade daraus habe ich die Kraft zum Durchhalten geschöpft, endlich mal nicht nach Perfektion sondern nur nach Genuß streben. So hatte ich viele kleine Ziele , deren Erreichung mir Freude bereitet hat.
Seit einem halben Jahr steht die Gitarre nun in der Ecke und wartet. Im Moment lerne ich andere Dinge. Die Gitarre wird aber bestimmt wieder ihren Platz in meinem Alltag einnehmen .
Vielen Dank für Deinen Kommentar, Hotti. Ich finde es wunderbar, dass Du mit Mitte 50 Deinen Traum vom Gitarrespielen angegangen bist. Wenn Du dabei auch nie perfekt wirst – hier ist der Weg das Ziel. Unterwegs hast Du ja bereits viele kleine genussvolle Lernmomente erlebt. Sicher wird sich die Gitarre irgendwann mal wieder bei Dir melden und ihren Platz in Deinem Alltag einnehmen, wie Du schreibst. Verrätst Du uns eines der Dinge, die Du in der Gegenwart lernst?