Dr. Radomsky Coaching

dvct zertifizierter Coach

​"Eigentlich ​müsste ich mich sogar freuen", sagt ​​Jana (*). "​Wenn ich ehrlich bin, macht mir mein Job schon lange keinen ​​Spaß mehr. Vielleicht ist es gut, dass mich d​​ie Pläne​ der Firma jetzt ​zum Handeln zwingen."

​Viele Menschen ​schleppen sich wie ​Jana ​​mehr oder weniger lustlos zur Arbeit​. Die Zahlen, die das Gallup-Institut in seinem "Engagement Index" Jahr für Jahr ermittelt, sind verheerend​. Von jeweils 100 Arbeitnehmern in Deutschland haben 14 bereits innerlich gekündigt, weitere 71 machen Dienst nach Vorschrift und ​nur 15 sind voll engagiert [1].

​In welcher dieser Gruppen siehst du dich?

​​​Zwar versuchen ​etliche ​Unternehmen​,​ das Umfeld für engagierte Arbeit zu verbessern, indem sie starre Strukturen und Abläufe ​aufweichen und ​​mehr Raum für eigenverantwortliche Entscheidungen und selbstorganisierte Teams ​geben.​ ​Warum bleibt das Ergebnis oft unter den Erwartungen​? ​Vor allem, weil eingefahrene Unternehmenskulturen und alte Denkmuster bei vielen Führungs- ​wie Fachkräften die Veränderungen torpedieren​.

​Doch ​ebenso spannend ​wie die Veränderung auf Organisationsebene sind ​zwei Fragen, die den Einzelnen betreffen: 

Was bringt ​einen Menschen dazu, Jahr für Jahr ​​in einer wenig erfüllenden bis frustrierenden Arbeit auszuharren?​ ​

Wie ​kann er oder sie es schaffen, berufliche Veränderungen beherzt anzupacken statt Dauerfrust zu ertragen?

Nachdenklicher in Kraków

​Berufliche Veränderung ​proaktiv gestalten: Plan B

Vielleicht hast auch du schon oft im Internet in Stellenanzeigen gestöbert, von einer neuen erfüllenden Arbeit geträumt, aber noch nichts unternommen? Willkommen im Klub - so geht es vielen.

​Zum einen kostet uns Veränderung - zumal tiefgreifende - eine Menge Energie, die ​​wir nicht in allen Lebenslagen aufbringen. Vielleicht ​sind wir nicht ganz gesund ​oder ​hilfebedürftige Angehörige brauchen ​unsere Unterstützung. ​

Zum anderen mag die ​Situation im Job zwar unbefriedigend sein, doch sie ist uns mit all ihren Facetten vertraut.​ ​Streben wir ernsthaft Veränderung an, meldet sich Angst vor dem Unbekannten. ​​Als Hüterin unserer Sicherheit ist diese Emotion unverzichtbar für unser Überleben, doch manchmal blockiert sie uns auch.

​Und so ​gibt ​zuweilen erst eine bevorstehende Umstrukturierung oder gar Entlassung den Anstoß, ​unter Zeitdruck nach einer neuen Arbeit zu suchen. ​

​Das muss nicht sein. Ich lade dich ein, Schritt für Schritt deinen Plan B für eine alternative berufliche Zukunft zu entwickeln - ganz egal, ob du dich gerade in einer Jobkrise ​befindest oder nicht.

Mut entsteht, wenn die Sehnsucht größer ist als die Angst zu scheitern. Ulrike Bergmann

​Auch wenn du zu den wenigen gehörst, denen ihre Arbeit meist Freude macht:
Wie wahrscheinlich ist es, dass du in fünf Jahren noch dieselben Tätigkeiten ausführst wie heute? Wie wahrscheinlich ist es, dass dich ​​dein ​Unternehmen ​dann noch ​braucht? ​

Weil Digitalisierung und ihre Schwestertechnologien ​die Arbeitswelt durcheinanderwirbeln, bist du mit einem Plan B​ klar im Vorteil.

​​Wie wäre es, wenn dein neuer Job mehr ​wäre als die Fortschreibung des alten? Weil noch so viel mehr in dir steckt, als du bisher ​gezeigt hast?

​Hier ​erfährst du, wie du in ​vier Schritten​ mehrere interessante ​Job-Ideen ​finden kannst, ​an die du vielleicht noch nie gedacht hast. In einem ​späteren Blog​​artikel ​liest du, wie du daraus konkrete Job-Projekte ableitest und dich für eines von ihnen ​entscheidest - deinen Plan B.

Schritt 1: Licht und Schatten im bisherigen Job

​Lass uns doch zunächst ​einmal abklopfen, was dir dein bisheriger Job gibt oder gegeben hat. ​​​​Es kann gut sein, dass sich ein Gefühl von Trauer meldet, wenn du ihn aufgibst. Wozu ist es also gut, dir Licht und Schatten deiner bisherigen Arbeit anzusehen? ​Du findest heraus, w​orauf du ​auch im neuen ​Job ​Wert legen möchtest​. ​Außerdem wirst du dir darüber klar, was du ​dann möglichst vermeiden ​willst.

Hier einige Fragen, die du dir stellen könntest:

  • Was hat mir an meinem bisherigen Job gut getan? (Teamarbeit? Spannende Projekte? Verantwortung? Raum für Eigenverantwortlichkeit? Gelegenheit, Neues zu lernen? Faires Einkommen?  Entwicklungsmöglichkeiten? Kundenkontakt? Gleitzeit? Vereinbarkeit mit Familie? Anerkennung? ...)
  • Was hat mich an meinem bisherigen Job genervt? (Langer Arbeitsweg? Überstunden und Hektik zum Projektabschluss? Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten? Unklare Entscheidungswege? Übermäßige Kontrolle? Mangelnder Gestaltungsspielraum? Lange Meetings?)
  • Was hat mir außerdem gefehlt? (Werte, die du am Arbeitsplatz nicht ausreichend leben konntest, wie beispielsweise Autonomie oder Solidarität)

​Deine Antworten ​werden sich von denen deiner Kollegin unterscheiden​, denn was der einen wichtig ist, kann die andere nerven. Zum Beispiel fühlen sich manche Menschen sicher, wenn sie ein hohes Maß an Routine in der Arbeit haben, andere ​eher gelangweilt, weil sie Abwechslung bevorzugen. Die einen mögen klare Strukturen und straffe Führung, die anderen Flexibilität und Gestaltungsspielraum. Diese persönlichen Präferenzen gilt es zu berücksichtigen. ​So bilden deine Antworten ​eine Art Checkliste, gegen die du später deine Job-Ideen und Job-Angebote ​prüfen kannst.

Schritt 2: Ideen für deinen Plan B: Wovon träumst du?

​Viele Job-Berater empfehlen, die berufliche Neuorientierung mit der Analyse deiner Stärken zu beginnen. Dieser Weg hat einen Haken: Nicht immer mögen Menschen das, worin sie stark sind. Ein Beispiel? Stell dir vor, in deinem aktuellen ​Job hast du unzählige Stunden damit verbracht, Excel-Tabellen mit Daten zu füllen und auszuwerten. So hast du durch Übung und Wiederholung eine Stärke darin entwickelt, obwohl du diese Tätigkeit vielleicht gar nicht magst und kreative Ideenfindung oder Teamarbeit bevorzugen würdest. ​Übrigens ist genau das ein Beispiel für eine Tätigkeit, die voraussichtlich bald von Algorithmen und ​künstlicher Intelligenz übernommen werden wird.

Wenn also die Zukunft ohnehin unsicher ist, warum nicht zuallererst an deinen Interessen und Träumen orientieren?
  • ​​Wenn du deinen Traumjob erfinden könntest, wie würde er aussehen?
  • ​Was machst du gern und gut?
  • ​Welche Themen interessieren dich? (z.B. erneuerbare Energien, Bildung, gesunde Ernährung...)​
  • ​Wozu möchtest du mit deiner Arbeit beitragen?
  • Wie viel und in welchem Umfeld möchtest du arbeiten?
  • Bei welcher Art Arbeitgeber fühlst du dich wohl, wie sehr reizt dich die Selbständigkeit?

​Schritt 3: Ressourcen für deinen Plan B: Was kannst du? Und was möchtest du lernen?

​In diesem Schritt trägst du deine Kompetenzen​, Lieblings-Tätigkeiten und Lernwünsche zusammen. Denke dabei auch an Fähigkeiten, die du an früheren Stationen deiner Arbeitsbiografie oder ​außerhalb der Arbeit erworben hast.

  • ​​Welche Tätigkeiten gehen dir leicht und gern von der Hand? (Menschen beraten und schulen, verständliche Texte schreiben, programmieren, Menschen pflegen, komplexe Sachverhalte analysieren, kreative Lösungen finden, designen ...).
  • ​​Welche Fähigkeiten wolltest du schon immer einmal ausbauen oder neu erwerben?
  • ​​Welchen Nutzen könntest du einem künftigen Arbeitgeber bieten?

​Schritt 4: Attraktive Job-Ideen für deinen Plan B finden

Anschließend entwickelst du Ideen für Jobs, die dich reizen. Ich lade dich zu einem systematischen, doch gleichzeitig spielerischen Vorgehen ein, bei dem du deine Erkenntnisse aus Schritt 2 und 3 kombinierst. ​Du brauchst ​ein paar ​große Blätter und ​farbige Stifte. 

Zunächst skizzierst du für ​jedes deiner Interessenfelder (Schritt 2/ Frage 2 und 3) eine Mindmap​ mit Orten, an denen Menschen mit dem entsprechenden Thema zu tun haben. ​Nehmen wir an, du interessierst dich für erneuerbare Energien. Dann könnte ​deine Mindmap etwa so aussehen:

Jobideen Mindmap 1

Anschließend verknüpfst du die Mindmap mit einer oder zwei deiner Lieblingstätigkeiten aus Schritt 3 und leitest Job-Ideen daraus ab. In diesem Beispiel wären die Lieblingstätigkeiten "texten" ​​(blau) und "​beraten" (violett).

Plan B: Jobideen Mindmap

Es ​ist völlig okay, wenn ​die Jobbezeichnung noch provisorisch ist​. Bitte achte vor allem darauf, dass du die ganze Zeit im spielerischen Ideenfindungs-Modus bleibst. Verrückte Ideen sind erlaubt, Einwände und Kritik dürfen bis später warten - notiere sie einfach auf einem separaten Blatt​, damit sie schon mal festgehalten sind.

Es mag gut sein, dass dir auf diese Weise deutlich mehr Job-Ideen einfallen, als du dir vorstellen konntest. Vielleicht magst du das Ganze zu Hause an eine Pinnwand oder Wand hängen und dann erst einmal überschlafen. Gut zu wissen: dein Unterbewusstsein arbeitet weiter.
​Ein paar Tage später frage dich: Bei welchen (etwa drei)  Job-Ideen leuchten deine Augen? Markiere sie auf den Mindmaps oder schreibe sie auf.

Jetzt bist du schon ein gutes Stück weiter. Vielleicht ​hast du sogar Lust, gleich in den Jobbörsen nach deinen Top 3 zu suchen. Doch wahrscheinlich wirst du bemerken, dass du dich hin- und hergerissen fühlst und dir die Entscheidung zwischen deinen Favoriten nicht leicht fällt. Kein Wunder, denn noch sind es nur vage Ideen.

Wie du Job-Ideen in konkrete Job-Projekte verwandelst und dich für deinen Plan B entscheidest, erfährst du in einem weiteren Blogartikel der Serie​.

Lass es dir gut gehen!
Christine

​Quellen:
[1] Gallup Inc. (2018). Engagement Index Deutschland
[2] Tom Diesbrock, Tom (2012). Jetzt mal Butter bei die Fische! Frankfurt am Main: Campus Verlag
[3] ​Frust im Job? Job Crafting: Schnitze den Job, den du magst 

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Christine Radomsky


Christine hat Physik studiert, später Computerprogramme für blitzschnelle Züge entwickelt und schließlich als Coach Menschen dabei unterstützt, berufliche Veränderungen zu meistern.

Seit sie Oma ist, engagiert sie sich immer mehr für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel auf dieser schönen, fragilen Erde.

Ihr Motto: Unterwegs von Ohnmacht zu AKTIVER HOFFNUNG. Für eine nachhaltige, gerechte und lebenswerte Welt.

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  1. Hallo Christine,
    kompliment, dies ist wirklich mal eine Anleitung, die weiter bringt. Ich sehe immer wieder, wie viele Menschen in unserer Gesellschaft einfach etwas tun, weil sie glauben, sie hätten keine Wahl. Sie denken zu wenig darüber nach, was sie wirklich wollen, was ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten sind, und was sie wirklich erfüllen würde. Unabhängig davon, was sie glauben, was umsetzbar ist. Wer will, findet einen Weg, wer nicht will, findet Gründe. Mehr Mut dazu, neue Wege zu gehen, das brauchen viele von uns! Danke für die tollen Inspirationen! Liebe Grüße Andy

    1. Hallo Andy, vielen Dank für dein Feedback. Du hast Recht, wir haben meist mehr Wahlmöglichkeiten und Potenziale als wir auf den ersten Blick sehen. Wenn wir sie nur erst mal in unserem eigenen Kopf für möglich halten. Mehr Mut – du sagst es. Ich freue mich, dass dich der Blog inspiriert. Liebe Grüße Christine

    1. Vielen Dank für deinen Glückwunsch, liebe Monika! Den 100. Blogartikel ins Netz zu stellen ist wirklich etwas Besonderes für uns.

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