Dr. Radomsky Coaching

dvct zertifizierter Coach

Es war einmal ein Ingenieur, der mehr leistete als alle um ihn herum. Seine Computerprogramme testete er bis auf den Weisheitszahn. Seine Pläne und Konzepte optimierte er immer wieder. Leistung, Gründlichkeit und perfekte Qualität waren sein Credo.

Es war einmal eine Designerin, die unermüdlich tätig war. Neben ihrem Vollzeit-Job zog sie mit ihrem Mann zwei Kinder groß. Auch wenn sie krank war, konnten sich Chefin und Kollegen auf ihren Einsatz verlassen. Wenn sie sich an müden Abenden ein Buch gönnte, nähte sie nebenbei noch Kindersachen oder telefonierte mit ihrer Mutter. Einsatz und Sich-Durchbeißen waren tief in ihr verankert.

Die Frau und der Mann kannten einander nicht. Doch sie hatten viel gemeinsam - einen gnadenlosen inneren Antreiber, der sie eines Tages in den Burnout rutschen ließ.

Stone: Antreiber, Stress und Selbstwertschätzung

Unsere Antreiber - innere Befehle

Wir alle haben unsere Antreiber - eine Art innere Befehle, die unser Denken und Handeln beeinflussen. Unsere Eltern brachten uns in früher Kindheit bei, wie wir ihre Liebe und Anerkennung erreichen konnten. So lernten wir zum Beispiel, uns anzustrengen oder zu beeilen. Weil wir damals hilflos und abhängig waren, übernahmen wir die Gebote unserer Eltern unbewusst als innere Befehle.

Viele Menschen folgen diesen Geboten auch in reifen Jahren weitgehend bedingungslos. Unser Denken und Verhalten fühlt sich "richtig" an, so dass wir die Antreiber selten hinterfragen.

Fünf Antreiber

Sei perfekt!

Streng dich an!

Mach es allen recht!

Beeil dich!

Sei stark!

Diese fünf typischen Antreiber sind Dir sicher schon begegnet. Das Konzept soll auf den Transaktionspsychologen Taibi Kahler zurückgehen.

Kannst Du "aus dem Hut" sagen, welcher Antreiber bei Dir dominiert? Vielleicht sind es ja auch mehrere.

Die Antreiber haben trotz ihres Namens auch eine positive Seite. Sie helfen uns dabei, unser Leben erfolgreich zu meistern. Ein Mensch, der sie nicht wenigstens etwas verinnerlicht hat, wäre kaum lebenstüchtig.




Innere Antreiber, Stress und Selbstwertschätzung

Doch was geschieht, wenn einer oder mehrere der Antreiber zu stark ausgeprägt sind? Dann neigen wir dazu, das entsprechende Verhalten auf die Spitze zu treiben. Wir brauchen immer mehr Energie, das "gefräßige Monster" zu füttern. Schließlich sind wir ganz normale Menschen, die nicht ständig und zu 100% perfekt, stark, nett, schnell und engagiert sein können. Wie es auch die Menschen unseres Umfeldes nicht sind, an die wir gern die gleiche Messlatte anlegen.

Unreflektiert tendieren Antreiber dazu, sich immer weiter zu verfestigen. Parallel dazu spüren wir mit den Jahren vielleicht, dass wir ihrer gnadenlosen Peitsche nicht länger gewachsen sind.

Mögliche Folgen übermächtiger Antreiber

  • Das Stressniveau wächst
  • Das Selbstwertgefühl sinkt
  • Beziehungsprobleme in Beruf und Privatleben

 

Unsere Leserin Sylvia schreibt in einem Kommentar zu einem Blogartikel zum Thema Wertschätzung​:

"Ein Thema, mit dem ich häufig innerlich beschäftigt bin, ist die Selbstwertschätzung. Bei mir wohl doch sehr an "Tätigsein" geknüpft, gar nicht mal an "Leistung". Wenn es daran fehlt und keiner schuld ist außer mir (Komfortzone wurde nicht verlassen), wird es schwierig mit der Selbstwertschätzung."

Was wäre, wenn hier niemand schuld ist? Wenn sich stattdessen ein Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung Bahn bräche, das vielleicht jahrelang vom Antreiber "Streng Dich an -> Sei immer tätig" unterdrückt wurde?

Viele Menschen wissen bereits, welcher oder welche Antreiber ihr Handeln dominieren. Falls Du für Dich genauer hinschauen willst, findest Du unter [​1] einen kostenfreien Online-Test.

Unsere Antreiber zu kennen ist ein guter Anfang, doch wie kommen wir weiter? "Theoretisch" könnten wir uns schon anders verhalten als der Antreiber uns ins Ohr flüstert. Doch oft glauben wir nicht, dass wir die Wahl haben.

Es sei denn, wir nehmen den Antreibern die Spitze, in denen wir ihnen Erlaubnisse an die Seite stellen.

Antreiber und Erlaubnisse

Erlaubnis neben den Antreiber stellen

Antreiber

Erlaubnis

Sei perfekt!

Gut ist gut genug

Ich bin gut genug

Ich darf auch Fehler machen und aus ihnen lernen

Streng dich an!

Es darf auch leicht gehen

Ich darf auch Spaß an der Arbeit haben

Ich darf mich auch entspannen und kleine Fortschritte genießen

Mach es allen recht!

Meine Wünsche darf ich ebenso wichtig nehmen wie die anderer

Ich muss nicht bei allen beliebt sein​

Ich darf auch nein sagen

Beeil dich!

Ich darf mir die Zeit geben, die ich brauche

Ich darf Pausen machen und mich entspannen

Ich darf im meinem Rhythmus und nach meiner Form arbeiten


Sei stark!

Ich darf auch offen sein und mich zeigen

Ich darf auch Gefühle zeigen

Ich darf auch um Hilfe bitten



Das sind nur Anregungen - Deine persönliche Erlaubnis kann auch ganz anders lauten. Wichtig ist, dass sie sich stimmig und befreiend für Dich anfühlt.

Vielleicht magst Du sie mental spielerisch erproben? Nimm eine aufrechte, doch lockere Haltung ein und atme mehrmals tief aus und ein. Stell Dir vor, wie Du nach Deiner Erlaubnis handelst. Spüre, was im Körper passiert. Fällt Dir eine Last von den Schultern, kannst Du freier durchatmen, glättet sich Deine Stirn?

Hier zusammengefasst die fünf Schritte, mit denen Du Deinen Antreiber zähmen kannst, wenn Du möchtest.

Fünf Schritte, mit denen Du Deine Antreiber zähmst

  1. Ermittle Deinen dominanten Antreiber
  2. Danke ihm für das, was er für Dich bisher an Positivem getan hat
  3. Finde eine Erlaubnis, die Du ihm an die Seite stellst
  4. Spiele Deine Erlaubnis mental durch und erlebe, was im Körper passiert
  5. Experimentiere im Alltag mit dem neuen Verhalten

Falls Dich mehrere Antreiber durchs Leben jagen - fang ganz entspannt an, nur einen zu zähmen. Gut zu wissen, dass Du nichts musst - Du darfst!

Welche Erfahrungen hast Du mit Deinen Antreibern gemacht? Hast Du sie liebgewonnen wie Freunde oder belasten sie Dich eher? Und was hat sich im Laufe der Jahre daran geändert? Ich lade Dich ein, Deine Erfahrungen in einem Kommentar mit uns zu teilen.

Quellen:

[​1] Lerncoaching Berlin: Antreiber-Test







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Christine Radomsky


Christine hat Physik studiert, später Computerprogramme für blitzschnelle Züge entwickelt und schließlich als Coach Menschen dabei unterstützt, berufliche Veränderungen zu meistern.

Seit sie Oma ist, engagiert sie sich immer mehr für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel auf dieser schönen, fragilen Erde.

Ihr Motto: Unterwegs von Ohnmacht zu AKTIVER HOFFNUNG. Für eine nachhaltige, gerechte und lebenswerte Welt.

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  1. Liebe Christine,
    ja das kenne ich nur zu gut… bei mir ging es vor allem darum, dass ich meine eigenen Ansprüche erfüllen wollte, und die waren sehr mit Perfektionismus verbunden. Ob es auch darum ging, für dei Öffentlichkeit etwas darzustellen, glaube ich eher nicht. Also Antreiber, die tatsächlich nicht viel mit dem Außen zu tun hatten. Ich musste im Laufe der Jahre lernen, dass ich dem inneren Antreiber eine Grenze setze, so, dass ich mir durch den entstehenden Stress nicht selbst schade. Ich konnte dann bemerken, dass ich meine Ziele mit mehr Gelassenheit viel besser erreichen kann. (-;
    Liebe Grüße!

    1. Lieber Andreas,
      dankeschön für Deinen Kommentar. Da haben wir also ähnliche Erfahrungen gemacht. Und stimmt – wenn ein äußerer Antreiber in unserem Innern keinen gleichklingenden Antreiber findet, kann er uns nicht viel anhaben.
      Viele Grüße
      Christine

  2. Liebe Christine – unbekannterweise 🙂

    Ein toller Artikel, in dem die Antreiber so greifbar und „einfach“ erklärt sind.
    Da ich meine Antreiber sehr gut kenne, hängen meine Erlauber gut sichtbar am Regal über meinem Schreibtisch. Ganz besonders „Perfekti“, erinnert mich immer wieder daran, dass ich mir realistische Standards setze und dass ich mich entspannen darf 😉

    Schöne Grüße
    Sandra

    1. Liebe Sandra,
      ich freue mich, dass Dir der Artikel gefällt. Deine Erlauber hängen am Regal über dem Schreibtisch – das stelle ich mir sehr wirksam vor. „Perfekti“ und die zugehörigen Erlauber sind auch mir vertraut :-).
      Herzliche Grüße
      Christine

  3. Liebe Christine, über die Jahre sind viele der Antreiber zu meinen Freunden geworden, trotzdem würde ich unterscheiden: wenn ein Antreiber auftaucht, stelle ich ihm Fragen: „Woher kommst?“ etwa, denn manche der Antreiber kommen gar nicht von mir, es sind Stimmen anderer, die ich als Kind unkritisch übernommen habe und die heute immer noch mal durch spezielle Auslöser aktiviert werden können. Solche Antreiber versuche ich abzuweisen, was auch nicht immer einfach ist. Ich frage meine Antreiber generell auch nach konstruktiven Vorschlägen. Ich lasse es Ihnen nicht mehr durchgehen, wenn sie mich nur nieder machen wollen.
    Unter den Antreibern gibt es besonders wertvolle, etwa meine treuen Helfer: das sind Antreiber, die dafür sorgen, dass ich gemäss meiner Werten lebe. Ich habe zunehmend den Eindruck, dass ich mich auf sie verlassen kann. Ich höre sie an und lasse sie auch gern mal lauter und ungeduldiger mit mir werden, denn sie haben einen Punkt, sie erinnern mich an Dinge, die wirklich wichtig sind. Es gibt auch noch Sirenen unter den Antreibern, etwa so wie bei Odysseus. Sie wollen mir einreden, dass dieses oder jenes jetzt Vorrang hätte, aber ich weiss, dass sie nur Ausreden erfinden und mich nur ablenken wollen. Ich falle nicht mehr so oft auf sie herein.
    Im Grossen und Ganzen habe ich den Zoo meiner Antreiber heute viel besser im Griff als in früheren Jahren. Aber ich bin immer noch bemüht meine Regie zu verbessern. Das ist doch eigentlich Selbstführung, also Euer Thema? Der Online-Kurs bei Euch damals hat sicher geholfen, meine Antreiber zu zähmen.
    Alles Gute weiterhin für Euer Coaching und Danke dafür, dass Du mich immer wieder, wie mit diesem Artikel hier, so wohltuend zum Nachdenken bringst. Mit lieben Grüssen aus Zürich,
    Sabine

    1. Liebe Sabine,
      dankeschön für Deinen nachdenklichen und differenzierten Kommentar.
      Du schreibst vom „Zoo der Antreiber“ (witziges Bild :-)), den Du heute viel besser im Griff hast als früher. Michael und ich freuen uns sehr, dass unser Online-Kurs „Selbstführung“ Dich dabei ein Stück weit unterstützen konnte.
      Und ja – innere Antreiber immer wieder zu zähmen und noch besser für die großen Lebensziele zu nutzen kann ein lebenslanges Thema sein. Toll, dass Du treue Helfer unter ihnen hast und den Sirenengesang anderer verstehst.
      Wenn ein Blogartikel Dich wohltuend zum Nachdenken bringt, hat er sein Ziel erreicht. Herzlichen Dank für dieses positive Feedback und Deine guten Wünsche!
      Liebe Grüße nach Zürich
      Christine

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