Dr. Radomsky Coaching

dvct zertifizierter Coach

Als Kind drückte ich mir am Zugfenster die Nase platt, wenn ich in den Sommerferien zu meiner Tante nach Jena fuhr. Ich liebte die Thüringer Stadt im üppig grünen Saaletal, malerisch von Kalkfelsen umgeben. Zwar floss die Saale auch durch meine Heimatstadt Halle, jedoch weiter flussabwärts in der Nähe der Chemiefabriken. Und so roch es bei uns zu Hause bei Südwind oft beißend nach dem Rauch, der in den Buna-Werken aus den Schloten quoll.

Auch meine fast gleichaltrige Cousine aus Düsseldorf verbrachte jedes Jahr einen Teil ihrer Sommerferien bei unserer Tante in Jena. Dort genossen wir zu zweit den Sommerwind und die Ungebundenheit. Oft stromerten wir am Friedensberg herum. Auf seinen Hangwiesen pflückten wir Flockenblumen, Margeriten und Glockenblumen, die wir vor einer kleinen Herde verfressener Ziegen in Sicherheit bringen mussten.

Mädchen mit Pusteblume

Bisweilen saß unsere gemeinsame Großmutter Elfriede auf einer Bank unter dem Ahornbaum und sah uns lächelnd zu.
Sie erzählte wenig von ihrem Leben, das durch zwei Weltkriege, Vertreibung und Neuanfang geprägt war. Stattdessen sagte sie manchmal: "Ihr Kinder sollt es einmal besser haben."  Damit meinte sie weder Reichtümer noch "Firlefanz".
Denn für Großmutter Elfriede zählten nur wenige Dinge im Leben:

Frieden, genug zu essen, ein Dach über dem Kopf, Gesundheit, Liebe. Und vor allem, dass es ihren Lieben nie daran mangeln möge.

Dafür arbeitete sie hart. Nach zwei Weltkriegen stach sie sich die Finger wund, wenn sie aus abgelegten Uniformen Röcke und Kindermäntel für ihre Kundinnen nähte. Sie kochte, wusch und putzte im Haushalt meiner voll berufstätigen Düsseldorfer Tante, die meine Cousine ohne Vater großzog.

Ohne viel darüber zu reden, hatte Elfriede diesen Geist an ihre drei Kinder – meine Mutter und zwei Tanten – weitergegeben. Tätig sein für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, Solidarität mit anderen - darauf kam es für sie an.
Und so waren es diese vier Frauen unserer Familie, die aus wenig viel machten. Sie sorgten für Wärme, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung, auch unter Freunden und Nachbarn.

Meine Großmutter war nicht nur tatkräftig, sondern auch klug und mutig. Als "höhere Tochter" hatte sie sich gegen den Willen ihrer Eltern für ihren Heinrich entschieden, der aus schlichten Verhältnissen kam. Nachdem sie eine Schneider-Lehre abgeschlossen hatte, führte sie mit ihm gemeinsam eine kleine Schneiderei im damaligen Reichenberg (heute Liberec). Wie groß war die Freude, als sie endlich ein Haus für sich und die Kinder bauen konnten. All das hatten meine Großeltern verloren, als sie nach Hitlers Krieg ihre Heimat verlassen mussten.

Ihr Neuanfang - erst im Osten, dann im Westen Deutschlands - war dornig. Doch Großmutter Elfriede klagte nicht. Stattdessen krempelte sie die Arme hoch und tat, was getan werden musste. In ihren vergilbten Briefen an meine Mutter lese ich, was ihr am meisten am Herzen lag: dass es all ihren Lieben gut gehen möge. Als Kind habe ich mich nie besonders für Großmutter Elfriede interessiert, heute bewundere ich sie.

Heute bin ich selbst Oma. Und eine Frage krallt sich mir ins Herz:
Was bin ich bereit zu tun, damit es meinen Kindern und Enkeln gut geht?

Denn mir liegt am Herzen, dass sie auch in zwanzig und mehr Jahren glücklich leben können. Auch dann, wenn es mich eines Tages nicht mehr gibt.

Deshalb frage ich mich: Was bedroht Gesundheit, Glück und Zukunftschancen meiner Lieben am meisten? Sind das wirklich steigende Preise oder allerlei Alltagssorgen? Nein, eher Klimakrise, Artensterben, Krieg. Deshalb will ich mithelfen, diese miteinander verflochtenen Krisen zu entschärfen. Auch wenn ich nur ein paar Sandkörner beitragen kann.

Unterwegs möchte ich darüber schreiben, was ich dabei erlebe, fühle und lerne. Wann ich auf die Nase falle. Welchen Menschen ich begegne. Vielleicht hast du Lust, mir dabei über die Schulter zu schauen? Bitte hilf mir und sag, welche dieser Geschichten du gern lesen würdest:
 

Danke und liebe Grüße
Christine

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Christine Radomsky


Christine hat Physik studiert, später Computerprogramme für blitzschnelle Züge entwickelt und schließlich als Coach Menschen dabei unterstützt, berufliche Veränderungen zu meistern.

Seit sie Oma ist, engagiert sie sich immer mehr für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel auf dieser schönen, fragilen Erde.

Ihr Motto: Unterwegs von Ohnmacht zu AKTIVER HOFFNUNG. Für eine nachhaltige, gerechte und lebenswerte Welt.

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