Wo bin ich?
Dieses Hämmern im Kopf...
Anette öffnet die Augen und kehrt aus dem Tagtraum zurück.
Das Kinn auf die Fäuste gestützt, sitzt sie vor ihrem blinkenden Bildschirm. Die ToDo-Liste starrt Anette höhnisch an - wie ein Drache mit unzähligen Köpfen aus den Märchen ihrer Kindheit.
Schlägst du einem Drachen den Kopf ab, wächst der nächste gleich nach.
Das macht so müde – jeden Tag mehr. Und wozu das Ganze? Manchmal glaubt sie, sie hat es vergessen. Wie ist es nur so weit gekommen?
Überforderung und Frust im Job – was tun?
Noch vor wenigen Jahren hat Anette mit leuchtenden Augen von ihrer Arbeit als Teamleiterin in der Verwaltung erzählt. Konzepte entwickeln, Lösungen finden, mit ihren Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten - das ist ihr Ding.
Doch mit den Jahren hat sich etwas verändert. Unmerklich erst, doch schon lange nicht mehr zu übersehen.
Während die Vorschriften-Flut wächst und wächst, werden die in den Ruhestand gegangenen Kollegen nicht ersetzt. Das bedeutet: Immer mehr Aufgaben, kürzere Fristen und weniger Personal höhlen Anettes Gestaltungsspielraum aus. Es ist, als ob eine graue Gewitterwolke sie einhüllt und ihr die Luft zum Atmen nimmt.
Hinzu kommt: Es fällt ihr schwerer als früher, mit gleichzeitigen Anforderungen zu jonglieren.
Anettes bisherige Lösung? Sie macht Überstunden, oft verzichtet sie sogar auf ihre Mittagspause. Schließlich will sie den Druck nicht an ihr Team weitergeben. Abends kreisen die Gedanken um Dinge, die sie am Tag nicht geschafft hat. Immer öfter spürt sie: Sie kann nicht mehr. So nicht.
Sie ist erst einundfünfzig, doch an Tagen wie heute fühlt sie sich zwanzig Jahre älter. Mindestens. Nur noch verschwommen erinnert sie sich daran, welcher Mensch sie eigentlich sein wollte. Ja, Arbeit mit Sinn war ihr schon immer wichtig, doch da gab es doch noch so viel mehr!
Sie wollte auch mal unbeschwert bis zum Morgengrauen quatschen, Tango tanzen, lachen, den Wind auf der Haut spüren. Jeden Tag etwas Neues lernen. Glücklich sein.
Es geht im Leben nicht darum, zu warten, dass das Unwetter vorbeizieht. Es geht darum, zu lernen, im Regen zu tanzen.
Zig Ziglar
Immer wieder hat sie in den letzten Wochen darüber nachgedacht - soll sie kündigen oder bleiben? Mit der Antwort wird sie sich Zeit lassen, weil sie dafür nicht nur ihren Verstand fragen muss. Sie braucht ihre Intuition, die im Hamsterrad der Überforderung matt geworden ist und nur noch flüstert.
Frust im Job – kündigen oder bleiben?
Es ist kurz nach vierzehn Uhr. Anette schaut noch einmal auf ihre ToDo-Liste. Statt sich den nächsten Drachenkopf vorzunehmen, knüllt sie die Liste zu einer Kugel und wirft sie schwungvoll in den Papierkorb. Sie schreibt eine E-Mail an ihre Chefin, nimmt ihren Mantel und geht.
Anette will ihre Träume wieder wecken.
Deshalb ist sie heute mit ihrem Coach verabredet...
Und am Abend sitzt sie in eine Kamelhaardecke gewickelt auf ihrer Couch, vor sich einen dampfenden Rooibos-Tee. Was wird morgen sein? Anette weiß, sie wird nicht kündigen – jedenfalls noch nicht. Doch sie wird einen neuen Weg finden - in der Verwaltung oder anderswo.
Sie reckt die Arme über den Kopf und greift zu ihrem korallenroten Tagebuch. Diese fünf Minuten wird sie sich jetzt jeden Abend gönnen. Sie atmet wieder freier, ein leises Lächeln zieht ihre Mundwinkel hoch.
Welche zwei Fragen hat sie sich gerade beantwortet?
Dein 6-Minuten-Journal
Wofür bin ich heute dankbar?
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Was kann ich morgen tun, damit das ein richtig guter Tag wird?
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Die Grundidee zu dieser Methode verdanken wir Martin Seligman, dem Schöpfer der Positiven Psychologie [Flourish].
Ziehst du gerade die Stirn kraus, weil du dich fragst, ob Anette mit diesem täglichen kleinen Ritual ihr Job-Problem löst? Damit hast du recht - so einfach ist das nicht. Doch sie gewinnt jeden Tag etwas mehr Zuversicht: Sie wird ihren Weg finden. Ganz langsam kehrt ihr Lächeln zurück.
Wenn auch du oft Frust im Job verspürst, lade ich dich ein, das 6-Minuten-Journal eine Woche lang zu testen.
Lass es dir gut gehen!
Christine
P.S.: Hier findest du noch weitere Blogartikel unser Serie "Frust im Job":
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